© www.litterula.de
Ich, mein rotes Fahrrad und mein erster Garten Tomek Bogacki:
Ich, mein rotes Fahrrad und mein erster Garten.

Verlag Freies Geistesleben, 2000.
40 Seiten, DM 28.-- (ab 5 J.)

Wenn man als Erwachsener nach Jahren an den Ort zurückkehrt, an dem man aufgewachsen ist, fühlt man sich wie ein Riese in einer Zwergenwelt.

Der Schulweg, der immer endlos lang schien, ist in wenigen Minuten abgeschritten, das Wäldchen, in dem damals Indianer gespielt wurde, nur eine Böschung, die Häuser kommen einem winzig vor.

Auch der polnische Künstler Tomek Bogacki hat sich auf die Reise in seine Kindheit gemacht und seine Erinnerungen in dem Bilderbuch "Ich, mein rotes Fahrrad und mein erster Garten" verarbeitet. Nachdem seine bereits erschienen Bücher ganz auf das Wesentliche reduziert waren, sieht man sich in diesem einer Fülle von Einzelheiten gegenüber. Die Bilder, die so unscharf gemalt sind, dass es einem vorkommt als hätte man seine Brille nicht auf, sind auf fast jeder Seite in kleinere Einzelszenen zerlegt, die auch ihre eigenen Bildunterschriften haben. Damit nehmen sie die Eigenart des Erinnerns auf, ungerichtet und unwillkürlich zu sein. Dennoch fallen die Details nicht auseinander, sondern sind durch das rote Fahrrad wie mit einem roten Faden verbunden.

Tomek Bogacki beginnt seine Geschichte in dem großen Haus am Fluss, das von vielen unbekannten Strassen umgeben ist, schildert seine Zimmer und Lieblingsplätze, den Hof und den Schulweg. Die Kinder werden oft gescholten, dass sie zu laut spielen und langweilen sich auch manchmal. Da bekommt der kleine Junge ein eigenes rotes Fahrrad geschenkt und seine dunklen Knopfaugen beginnen zu leuchten. Nun erobert er die Strassen und erweitert seinen Radius immer mehr, bis er bei Blumenwiesen und in einem Garten ausserhalb der Stadt landet. Das bringt ihn auf die Idee, selbst im Hof einen Blumengarten anzulegen, womit er allen Hausbewohnern eine große Freude macht.

Tomek Bogacki malt seine Bilder wirklich mit den Augen eines Kindes. Wenn etwa die Schüler ihren Lehrer über die Schwerkraft ausfragen, purzeln sie tatsächlich schwerelos durchs Klassenzimmer. Die Größenverhältnisse sind stimmig. Der Autor begibt sich auf die Ebene der Kinder und nimmt sie doch gleichzeitig ernst. Die Rahmenhandlung wäre für Kinder im Bilderbuchalter entbehrlich gewesen, da diese die Rückblende eventuell verwirrt.

Ein künstlerisches Bilderbuch, das zeigt wie man mit wenig Mitteln die Welt etwas schöner machen kann.

© Ulrike Schmoller
www.litterula.de