Angeln ist nicht schwer, man braucht dazu nur eine Schnur,
einen Haken, einen Köder und etwas Geduld. Die glitschige Beute dann aus dem Wasser
zu holen, den Haken aus dem Kiefer zu winden und den Fisch zu töten, kostet dagegen
einige Überwindung. Anna findet das eklig, doch ihr Freund Daniel hat es sich
in den Kopf gesetzt, den großen Hecht zu fangen, denn für ihn ist es, als ob er
damit seine Mutter wieder gesund machen könnte. Doch Gisela hat Krebs und die
Sorge um sie überschattet diesen letzten Kindersommer, den Daniel, Lukas und Anna
miteinander verbringen. Anna spürt ihre Wut, weil ihre eigene Mutter sich viel
um die Jungen kümmert, ihre Scheu der Wahrheit ins Auge zu sehen und ihre Hilflosigkeit
zu trösten, wo sie doch selbst noch ein Kind ist. Sie überwindet ihre Abneigung
gegen das Angeln den beiden Jungen zuliebe. Doch dann fällt der Moment, in dem
sie den Hecht aus dem Wasser ziehen genau mit dem Abschied Giselas zusammen.
Das Zusammenhalten der Kinder in einer schweren Zeit wird hier zum Hauptmotiv.
Auch wenn die Freundschaft nicht mehr selbstverständlich ist und die ersten Brüche
bekommt, auch wenn die ernsten Seiten des Erwachsenenlebens sich dunkel in diesen
Sommer hereindrängen, versuchen die drei doch füreinander einzustehen. Am traurigsten
und einsamsten kommen sie einem vor als sie die Existenz eines Gottes und ihrer
Schutzengel ebenso ablegen wie Osterhase und Weihnachtsmann. Doch auch der Glaube
an den Hechtgott, an dem sie sich festgehalten haben, konnte den Tod nicht abwenden.
Ein trauriges, aber ganz ehrliches Buch über den Abschied von der Kindheit und
von einem geliebten Menschen.