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Janet Tashjian:
Cinnamon Girl.

Dressler, 2005.
ISBN: 3-7915-1993-X
256 Seiten, EUR 13,90 (ab 14 J.)

Becky hat ein ungewöhnliches Hobby: sie will Comedy-Star werden und liebt die Auftritte in den amerikanischen Clubs und Kneipen in ihrer Umgebung. Für das Glücksgefühl, wenn der Funke zum Publikum überspringt und der Saal tobt, würde sie alles geben. Dafür arbeitet sie hart an sich, analysiert ihre Mißerfolge und feilt an ihren Pointen. Eines Abends lernt sie Kip kennen, der seine Notizen auf Küchenrollen schreibt und alle durch seine lockeren Gags mitreißt. Damit dass er sie "Cinnamon Girl" nennt, weil sie ihn an Zimt erinnert, beginnt für die beiden eine schöne, lustige Zeit, in der sie sich langsam näherkommen. Kip ist ein aufmerksamer, charmanter Liebhaber, der schnell alles über Becky zu wissen scheint und ihr sogar die Haare flechtet. Becky schwebt im siebten Himmel und möchte nur noch mit Kip zusammen sein. Und Kip mit ihr - doch nach einiger Zeit schleicht sich ein unangenehmes Besitzdenken in seine Zuwendung. Er reagiert unangemessen eifersüchtig und läßt ihr nicht einmal Platz für ihre beste Freundin. Sobald er nicht über jeden ihrer Schritte informiert wird, ist er beleidigt und Becky versucht ihn nicht zu reizen, manchmal sogar indem sie Notlügen gebraucht. Doch Kips Besitzergreifen ist unberechenbar. Mehrmals, erst scheinbar zufällig doch dann immer heftiger versucht er Becky mit Gewalt festzuhalten und verletzt sie dabei. Becky ist schockiert über die Mißhandlungen und verfällt doch gleichzeitig immer wieder Kips Umwerbungen. Es dauert lange bis sie das Erlebte verarbeitet und wieder zu sich selbst gefunden hat. Doch dann traut sie sich auf einmal, auf der Bühne zu improvisieren...

Kip ist nicht als Monster dargestellt. In seinen eingeschobenen "Küchentuchmonologen" wird deutlich, dass er sein Problem durchaus klar sieht und weiß, dass er leicht ausrastet. Aber auch die Selbsthilfegruppe hilft ihm am Ende wenig. So sehr er Becky kontrollieren will, so wenig hat er sich im entscheidenden Moment selbst im Griff. Die Autorin verwendet das Motiv des Erdbebens, das zum Bild für den plötzlichen Kontrollverlust wird.

Becky schleppt, während sie unausweichlich zwischen Verzeihen und Verletztwerden gefangen ist, diverse ausgestopfte Tiere mit sich herum, als ob ihr eigenes Leben eingefroren wäre. Erst als sie diese für einen Scherz freigibt, kann sie neu anfangen.

Die Balance zu halten zwischen Nähe und Loslassen ist in jeder Liebesbeziehung wichtig. Ein Buch wie dieses kann Jugendliche dafür sensibilisieren.


© Ulrike Schmoller
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