LITTERULA REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller www.litterula.de

Kinder rappen Goethe und Schiller. Diese Idee hat etwas absolut Bestechendes, und ihren Erfolg verdankt sie nicht nur einer aktiven Vermarktung, sondern der frischen Unverblümtheit, mit der sie umgesetzt wurde. Ihren Anfang nahmen die "Jungen Dichter und Denker" als Nicola 2005 ein Gedicht auswendig lernen sollte und es sich einprägte, indem sie die Verse rapte. Gemeinsam mit fünf Freunden und in Zusammenarbeit mit Thomas D von den Fantastischen Vier, der die musikalische Unterstützung übernahm, entwickelte sich das Projekt rasant weiter. Die CD "Rap trifft Goethe und Co" wartet mit Klassikern wie dem Zauberlehrling, dem Heidenröslein, Schillers "Handschuh", sowie mit Heine und Fontane auf. Eingängige Rhythmen und abwechslungsreiche Instrumentierungen machen die bekannten Gedichte zu echten Ohrwürmern, die sich einem beim Hören ganz von allein einprägen. Die Lieder wirken cool, was aber in einem Rahmen bleibt, der für Elf- bis Dreizehnjährige passt. Einem Sprachgestalter oder einem um bewußtes Rezitieren bemühten Waldorflehrer mag sich dabei der Magen umdrehen, doch wenn man sie einfach als moderne Vertonungen betrachtet gewinnt man eine andere Perspektive, schließlich hat ja auch niemand etwas gegen Franz Schuberts Heidenröslein einzuwenden. Im Gegensatz zu vielen anderen kursierenden Texten haben diese von Haus aus ein hohes Niveau, das neugierig macht. In dem zugehörigen Buch sind die Texte abgedruckt, was sehr hilfreich ist, und mit Hintergrundinformationen über die Dichter und ihre Zeit ergänzt. Dazwischen finden sich mehr oder weniger überflüssige Infos über JDD, über Hip-Hop, Breakdance und Graffiti und Anleitungen wie man seine eigenen Raps verfassen kann. Das ist natürlich nicht so einfach, aber man kann ja mal mit der Karaoke-Version auf der CD einen Anfang machen.