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Katherine Rundell:
Zu Hause redet das Gras.

Carlsen, 2012.
ISBN: 978-3-551-58264-5
252 Seiten, EUR 14,90 (ab 11 J.)

"Meine kleine Wildkatze!", wird Will von ihrem Vater genannt. In der Wärme Simbabwes, im rötlichen Staub und dem sappschenden Matsch einer weiträumigen, leicht ramschigen Farm wächst sie unter den Pferdeburschen auf - eine goldene Kindheit! Will kann eine kleine Kratzbürste sein, stark wie ein Pferd, sie ist tough im Einstecken, ungestüm in ihrem Auftreten und stets geradeaus und aufrichtig, wenn auch scheinbar ungezähmt. Ihrem Freund Simon, ihrem Affen Kezia und ihrem Pferd Shuma ist sie in ebenso inniger Liebe verbunden wie ihrem Vater und dem Captain, die das ungewöhnliche Mädchen ihrerseits tief in ihr Herz geschlossen haben. Will hat alles, was sie braucht, wozu Messer, Gabeln und saubere Kleidung nicht gehören. Doch dann tritt Cynthia Vincy auf den Plan, die falsch ist wie Hokuspokus. Um an die Farm zu kommen heiratet sie den Captain, pflegt Wills Vater zu Tode und schickt Will in ein Internat nach England ohne im Geringsten darauf zu achten, was Will wichtig ist. Dort ist alles fremd, kalt und desinfiziert. Die Mitschülerinnen demütigen sie und machen abfällige Bemerkungen. Will flüchtet vor ihrer Geringschätzung und ihrem Hohn in die Wirren der Großstadt und versucht irgendwie zu überleben. Erst Daniels resolute Oma, in deren Garage sie Unterschlupf gefunden hat, kann Will dazu bringen, nicht länger davonzulaufen, auch wenn die Schule wie "Radschlagen im Gewitter" sein mag. Und als sie zurückkehrt, erwacht tatsächlich die Hoffnung "spotzend und stotternd" zum Leben…

Will wirkt im ersten Teil voller überschäumender Energie und so zäh wie ihre vom Barfußlaufen verhornten Fußsohlen. Nach dem Tod ihres Vaters ist sie dann so dünn, "dass sie ihr eigenes Knochenmark riechen konnte", und später, als sie ihre Haare abschneidet um nicht entdeckt zu werden, unendlich zerbrechlich - aber nicht gebrochen. Ihre Direktorin erkennt die Kriegerin in ihr. Katherine Rundell schreibt unmittelbar und ungeschminkt wie es zu Will passt, und die Übersetzung von Henning Ahrens ist einfallsreich und einfach wunderbar (siehe oben). Man vergießt Tränen beim Lesen und fühlt sich wie mit Gold übergossen.

© by Ulrike Schmoller
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