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Shion Miura:
Schneeschütteln in Kamusari.

Carlsen, 2013.
ISBN: 978-3-55-58302-4
288 Seiten, EUR 14,90 (ab 14 J.)

Dem Leser geht es am Anfang nicht anders wie Yuki als er gerade in Kamusarimura angekommen ist. Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht, es gibt weder Netz noch Verkehrsverbindungen, dafür jedoch erstaunlich schöne Frauen und eine Menge Gelassenheit. Die langsame Gangart der Menschen schlägt sich auch in ihrer Sprache nieder, die die Übersetzerin mit einer Art Hessisch wiedergibt. Naa, passt schon! Demgegenüber steht eine große Meisterschaft bei der Waldarbeit, von der Yuki noch blamabel weit entfernt ist. Bodenvorbereitung, Schneeschütteln und das Sägen in großer Höhe sind für ihn große Herausforderungen. Doch langsam wird er stärker, und er überlebt auch die Bekanntschaft mit Pollen, Blutegeln und Zecken. Die seltsamen Bräuche der Dorfbewohner geben ihm viele Rätsel auf. Auf was er sich bei dem shintoistischen Ritual einlässt, bei dem die Forstarbeiter auf einem riesigen Baumstamm ins Tal rasen, weiß er glücklicherweise erst hinterher. Er hat seine Initiation bestanden.

Das Leben in Kamusarimura ist alles andere als langweilig. Hier wird mit elementaren Kräften gearbeitet und es werden existentielle Gefahren eingegangen. Der geruhsame Lebensstil und die Pflege der religiösen Traditionen bilden dazu den gesunden Gegenpol. Yuki erlebt hier Verbindlichkeit und Verlässlichkeit und wie er geduldig in die Dorfgemeinschaft hinein genommen wird. So befremdend dieses Buch anfangs daherkommt, so sehr gewinnt man es schließlich lieb.

© by Ulrike Schmoller
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