© www.litterula.de

Joyce Carol Oates:
Zwei oder drei Dinge.

Hanser, 2014.
ISBN: 978-3-446-24632-4
269 Seiten, EUR 15,90 (ab 14 J.)

Jedes Mädchen in der Abschlussklasse hat sein verborgenes Geheimnis, das es nicht einmal seinen besten Freundinnen erzählt. Für die perfekte und erfolgreiche Merissa ist das Ritzen der einzige Weg, dem Erwartungsdruck ihres Vaters zu entkommen. Als dieser die Familie verlässt, stürzt Merissa ab und zieht sich aus dem Schulleben zurück. Immer wieder spürt sie die Anwesenheit von Tink, ihrer toten Freundin, die sie auch in ihrem dunkelsten Moment rettet. Die originelle, geistreiche, aber auch rebellische Tink hat sich einige Monaten zuvor umgebracht. Auch die nette und etwas naive Nadia stellt sich oft die Frage, was Tink denn an ihrer Stelle tun und sagen würde. Sie verstrickt sich in eine eingebildete Liebesbeziehung zu ihrem Lehrer und wird zum Mobbingopfer. Mit Tink an ihrer Seite schafft sie es, sich ihrem Fehler zu stellen.

Alle drei Mädchen leiden unter einem Mangel an Aufmerksamkeit und positiver Bestätigung in ihrem Elternhaus. Sie können nicht einmal ganz sie selbst sein, wenn sie unter sich sind, oder um Hilfe bitten und verzweifeln so in ihrer Einsamkeit, jede auf ihre Art. Wer könnte besser beschreiben, was in ihren Seelen vorgeht, wie Joyce Carol Oates mit ihrem feinen Gespür für das, was man nicht sehen kann. Mal legt sie es offen, mal lässt sie es den Leser selbst entdecken. Manche subtile Stelle entdeckt man erst beim zweiten Lesen, da verliert das Paperback dann aber schon an Ansehnlichkeit. Der hochwertige Inhalt hätte, zumal zu dem Preis, ein Hardcover verdient gehabt.

© by Ulrike Schmoller
www.litterula.de