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Komm mir nicht zu nah

Erna Sassen:
Komm mir nicht zu nah.

Freies Geistesleben, 2016.
ISBN: 978-3-7725-2862-0
174 Seiten, EUR 18,90 (ab 14 J.)

Fast jede Nacht wird Marjolein von ihrer jüngeren Schwester angerufen. Dann hört sie sich geduldig deren Klagelitanei an, wenn Reva von ihrer Essstörung, ihren Beziehungen zu älteren Männern, ihren Schwierigkeiten an der Schauspielschule und ihren inneren Konflikten spricht. Es ist, als ob Reva sie als Resonanzkörper braucht um nicht zu verschwinden, denn wenn sie sich nicht wahrgenommen fühlt, glaubt sie, sich in Nichts aufzulösen. Ihre Sorgen und Ängste, ihr Perfektionismus und ihre seltsamen Gedankenschlüsse machen immer wieder eine Einweisung nötig. Dennoch steht Reva mit einem Soloprogramm erfolgreich auf der Bühne. Marjolein muss einsehen, dass sie ihrerseits Halt in der Rolle der Seelentrösterin findet.

Wie schon in „Das ist kein Tagebuch“ fühlt sich Erna Sassen auch in diesem Buch in das Innere einer Jugendlichen ein, die seelisch aus der Spur geraten ist. Mit den Augen Marjoleins sieht man Reva zugleich von außen wie von innen, wobei sie nichts beschönigt. Das Puzzle von Reva ergibt, so verquer es scheinen mag, doch irgendwie ein Ganzes. So lernen wir einen besonderen, für sich und andere anstrengenden, aber doch liebenswerten Menschen kennen.

© by Ulrike Schmoller
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