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Für Isabel war es Liebe Mirjam Pressler:
Für Isabel war es Liebe.

Beltz und Gelberg, 2002.
320 Seiten, EUR 14,90 (ab 14 J.)

Mit ihrer Freundin, der einige Jahre älteren Ärztin Conny, fährt Isabel von Hamburg nach München zur Geburtstagsfeier ihrer Mutter und sieht sich dadurch einerseits heftig mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, andererseits auch mit Conny, an die sie sich noch nicht so recht binden kann. Im Auto beginnt sie vorsichtig zu erzählen, was vor fünf Jahren geschah: Durch die Krebserkrankung ihrer Mutter war etwas Vernichtendes in ihre Familie hineingebrochen, das alle lähmte. Unsicher wie sie sich der fremd gewordenen Mutter gegenüber verhalten sollte, die nur mit sich selbst beschäftigt war, war sie zugleich wütend, dass ihre Mutter sie im Stich ließ und sie wie eine Spinne im Netz an sich band als sie sich gerade von ihr lösen wollte. Parallel zu der Grabesstimmung zu Hause nahm Isabel in der Schule an einer AG für Aktzeichnen teil, wo sie mit überwältigender Erregung bemerkte, wie sehr sie sich zu der rothaarigen Daniela hingezogen fühlte, die als Modell wie ein Akt von Modigliani wirkte. Mit Daniela erlebte sie eine wunderbare Zeit der Nähe, der Sinnlichkeit und des Verliebtseins, bis sie von ihr verlassen wurde und sich zutiefst schämte, als sie merkte, dass die Reifere die ganze Zeit nur mit ihr gespielt hatte, während sich für sie eine neue Welt auftat, die so voller Lebenslust war. Am Ende der Reise zeichnet sich ab, dass sie bereit ist, sich auf eine intensivere Beziehung zu Conny einzulassen, mit ihr das Lieben zu lernen.

Mirjam Pressler hat dieses Buch in einem dahinfliessenden Schreibstil verfasst, der dem mündlichen Erzählen sehr nahe kommt. Behutsam werden die Schlüsselszenen eingekreist, im inneren Monolog nacherlebt, später im Gespräch noch einmal ganz anders vermittelt und je größer das Vertrauen wird, desto offener beschrieben. Wunderbare Metaphern und Elemente aus der Kunstgeschichte, Biographisches, Maltechnisches, Farben und Bildbeschreibungen dienen als Stilmittel, um die Zärtlichkeit körperlich zu machen, aber auch ein Bild des Leidens zu schaffen. Zwei Tabuthemen, die gleichgeschlechtliche Liebe und der Tod werden so durch die Kunst miteinander verknüpft, die für Isabel schließlich auch zum Lebens- und Studieninhalt wird.

Ein mutiges und ausgezeichnetes Buch für Jugendliche und Erwachsene!

© Ulrike Schmoller
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