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Artus zwischen den Welten Kevin Crossley-Holland:
Artus zwischen den Welten.

Urachhaus, 2002.
350 Seiten, EUR 17,50 (ab 12 J.)

Vor einigen Wochen hatten wir das Glück, dass Kevin Crossley-Holland auf seiner Lesereise durch Deutschland auch in der Heidenheimer Waldorfschule Station machte. Wir durften den magischen Obsidian aus den Artus-Büchern bestaunen, seine Kladden anschauen, in die er handschriftlich seine Texte schreibt und korrigiert und in der auch die Zeichnung vom Gut Caldicot zu sehen ist, mit der er die Arbeit an der Trilogie begonnen hat und die nun den Vorsatz der Bücher schmückt. Wir hörten eine Kostprobe Altenglisch und versuchten die Frage zu beantworten, wieviele verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten es für „blau" gibt. So bekamen wie eine Ahnung davon, wie lange er als Autor oft nach dem passenden Begriff für etwas sucht. Es war ein großes Geschenk für uns diesen feinen, hochgebildeten Menschen hören zu dürfen und seine Frau Linda kennenzulernen. Natürlich las Mr. Crossley-Holland auch aus seinem neuen, zweiten Artus-Band, „Artus zwischen den Welten", vor, in englischer Sprache mit anschließender deutscher Übersetzung. Für Artus von Caldicot, inzwischen dreizehn Jahre alt, hat sich sein größter Traum erfüllt: er durfte Knappe bei Lord Stephen werden. Dort lernt er seine rothaarige Nichte Winnie kennen, zu der er sich hingezogen fühlt, doch Gatty bleibt weiterhin seine Freundin. Nachdem er im ersten Band erfahren hat, dass er bei Pflegeeltern aufgewachsen ist und Sir William sein Vater ist, läßt ihn die Frage nach seiner leiblichen Mutter nicht mehr los und er macht sich auf die Suche nach ihr. Grace ist betrübt, dass er nun plötzlich ihr Halbbruder ist und als Bräutigam nicht mehr in Frage kommt. Gemeinsam mit Lord Stephen bereitet sich Artus auf die Teilnahme an Kreuzzug nach Jerusalem vor: er bekommt ein eigenes Pferd sowie eine schwere Rüstung und leistet den Treueschwur. Im zweiten, parallel laufenden Handlungsstrang, den Artus von Caldicot in seinem Obsidian verfolgt, wird die Fortsetzung der Artus-Sage erzählt. Erst ganz am Schluß verbinden sich beide Linien als Artus die Ähnlichkeit zwischen den Namen seines Gutes Catmole und Camelot bemerkt und beschließt, sein eigenes Camelot aufzubauen. Kevin Crossley-Holland machte mich darauf aufmerksam, das er das Buch ähnlich wie die Opernlibretti aufgebaut hat, die er unter anderem sonst schreibt: längere erzählende „Rezitative" wechseln sich mit kurzen „Arien" ab. Das zeigt, auf was für einem anspruchsvollen Niveau er arbeitet. Ich kenne keine andere Neuerscheinung auf dem Jugendbuchmarkt, die so literarisch ist und doch zugleich die Seelenlage der Jugendlichen spiegelt. „Artus zwischen den Welten" kommt etwas spröder und weniger eingängig daher als andere Bücher, man muss sich darauf einlassen, was in diesem Fall als Qualitätsmerkmal zu verstehen ist.

© Ulrike Schmoller
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