Ralf Isau: Pala und die seltsame Verflüchtigung der Worte. Thienemann, 2002. 432 Seiten, DM 18 (ab 12 J.)

Hilfe, die Wortklauber kommen! Sie überfallen die Menschen in der Stadt Silencia, um ihnen die Sprache zu rauben, manchen nur einzelne Silben, anderen alles, wie dem Geschichtenerzähler Nonno Gaspare. Zitto versucht mit allen Mitteln die Menschen zum Schweigen zu bringen, um sich mit den gestohlenen Worten über der Stadt eine mächtige Zitadelle zu bauen. Weil mit der Sprachlosigkeit auch Unzufriedenheit und Zwietracht in Silencia und in ihre Familie einziehen, macht sich Pala entschlossen auf, Zitto das Handwerk zu legen. Doch ein mächtiger Zauber erschwert ihr den Zugang zur Burg und sie muss erst einige Rätsel lösen, bevor sie dem geheimnisvollen Alten gegenüberstehen und ihn mit ihrer Wortschöpferkraft besiegen kann. Nur sie kann den Kranz der Sonette zusammenfügen, die sie auf ihrem Weg begleitet haben, und ihn durch das Meistersonett verbinden.

Für Pala wird das Abenteuer zu einer Reise zu sich selbst: die Rätsel fordern sie heraus, den Wirrwarr ihrer Gefühle zu klären, um aus dem Labyrinth herauszufinden, sie muss sich fragen, wo ihr wahres Zuhause ist und kann sich nur vorurteilslos dem Wesen Zittos annähern. In seinem Garten, einer Kunstwelt, in der Trauerweiden weinen und Kummer verbreiten, wo Stilblüten, Munkelrüben und Bucheckern wachsen muss sie viele Gefahren bestehen. Ihr Freund Giuseppe, der Wortklauber Tozzo und der kleine Nuschel stehen ihr dabei zur Seite.

Ralf Isau versteht es mit seinen Allegorien, Metaphern und Wortspielen und durch die Reihe der Sonette, die Wortgewalt der Sprache sichtbar zu machen. Die Mischung aus Spannung und bildhafter Philosophie läßt unwillkürlich an Michael Ende denken, mit dem er den Vergleich nicht scheuen muss. Als Abenteuergeschichte können „Pala" bereits Elf-bis Zwölfjährige lesen, um alle Anspielungen verstehen zu können ist es gut, etwas älter zu sein.