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Josef Holub:
Der Russländer.

Oetinger, 2002.
190 Seiten, EUR 9,90 (ab 13 J.)

Im November 1811 beginnt diese Erzählung auf einem württembergischen Bauernhof. Der Jungknecht Adam darf zum ersten Mal mit dem Bauer in die Stadt. Die Freude und das Staunen währen nicht lange - der Bauer liefert Adam auf dem Rathaus ab, gibt ihn als seinen Sohn aus und verschwindet. So kommt Adam gegen seinen Willen zur Armee und muss mit Napoleon nach Ruslland ziehen. Als Offiziersdiener des jungen Adligen Konrad erlebt den langen Marsch, die Entbehrungen und die Härten des Krieges. Als er Korad das Leben rettet, entsteht zwischen den beiden jungen Menschen eine starke Freundschaft, die sie gemeinsam die Strapazen überleben lässt. Wie nebenbei entsteht ein farbiges und lebendiges Bild einer geschichtlichen Situation, wichtiger aber sind Werte wie Menschlichkeit, Mitgefühl, Verantwortung und Fürsorge für den Nächsten, die in diesem so herben wie schönen Buch geschildert werden. So bewegend es in vielen Momenten ist, gleitet es doch nie ins Sentimentale ab, da der Autor durch seinen ausgezeichneten Stil eine wohltuende Balance hält zwischen nüchterner Erzählung und tiefem Gefühl. So kann dieses Buch den Geschichtsunterricht ergänzen, mehr noch aber zum Nachdenken über grundlegende Fragen des Menschseins anregen. Die historische Distanz lässt dafür viel Raum.
© Ruth Seefels
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