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Franziska Groszer:
Claire und Sophie.

Dressler, 2004.
ISBN: 3-7915-0779-6
208 Seiten, EUR 12 (ab 12 J.)

Was für ein trauriges Buch! Allerdings haben Claire und Sophie auch allen Grund zur Trauer, denn ihre Mutter ist vor einigen Monaten an Krebs gestorben. Nun ist die fünfzehnjährige Claire mit ihrer neun Jahre älteren Schwester allein und beide sind ganz auf sich gestellt. In Berlin, wo Sophie studiert und in einer Wohngemeinschaft lebt, versucht Claire allen Gedanken an ihre Mutter Paula und an ihr früheres Zuhause auszuweichen. Auch eine Therapeutin kann ihr die panische Angst vor dem oder den Undenkbaren nicht nehmen. Dennoch wächst in ihr der Wunsch, in das kleine Dorf im Wendland zurückzukehren, wo auch ihre Freundinnen Marie und Lydia wohnen. Mit einem Schlag fallen die Erinnerungen an das Leben mit der Mutter über die beiden Mädchen her als sie ihr Haus betreten. Langsam erobern sie die Räume, den Garten und nehmen Kontakt zu den Dorfbewohnern auf, wodurch sie sich immer wieder der Trauer aussetzen müssen, die sich schon an dem vertrauten Geruch der Gartenkräuter entzünden kann. In allem lebt Paula, und indem Claire ihre Kindheit Stück für Stück wieder zusammensetzt lernt sie auch ihre Mutter neu kennen. Doch dann bricht ein alles verschlingender Nebel über das Dorf herein, der selbst die Versorgung mit Nahrungsmitteln unmöglich macht, analog zu dem undurchdringlichen Nebel in ihren Seelen. Claire und Sophie wagen den Abschied, lassen ihre Vergangenheit hinter sich und gehen hinaus in eine Ungewißheit, die kaum den nächsten Schritt erkennen läßt.

Melancholie und Verwirrung, Wehmut und Sehnsucht ziehen sich durch dieses Buch. Selbst der wunderbare alte Garten und das ruhige Dorf sind keine heile Welt, sondern haben etwas Bittersüßes an sich, etwas vergänglich Schönes, wo kein Bleiben ist wie in der Kindheit. Gegen die Kälte und die Verzweiflung gibt es keinen anderen Weg als sich ihnen auszusetzen und mutig etwas Neues anzufangen.


© Ulrike Schmoller
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