Wir Kinder aus dem Möwenweg. Kirsten Boie:
Wir Kinder aus dem Möwenweg.

Verlag Friedrich Oetinger, 2000.
142 Seiten, DM 22.-- (ab 6 J.)
Dass die Bullerbü-Bücher von Astrid Lindgren schon über fünfzig Jahre alt sind, ist kaum zu glauben, so zeitlos und nah wirken diese Geschichten heute noch. Fast archetypisch scheinen sie abzubilden, was viele Menschen unter "glücklicher Kindheit" verstehen, auch wenn sich die äußeren Umstände verändert haben und niemand mehr mit dem Kutschbock fährt. Die Zahl der Kinder, die unter so paradiesischen einfachen Bedingungen aufwachsen können, verringert sich wohl mehr und mehr. Gibt es noch ein Bullerbü im Jahr 2000?

Der Möwenweg ist eine Zeile von sechs Reihenhäusem, die eben frisch bezogen wurden. Hier wohnen vier Jungen und vier Mädchen mit ihren Eltern sowie ein nettes und ein weniger nettes älteres Ehepaar. Die achtjährige Tara erzählt davon, wie wohl sie sich im Möwenweg fühlt und was die Kinder alles gemeinsam unternehmen: Spielen im Matsch, Baden im See, Erdbeeren pflücken, am Gartenzaun Getränke verkaufen, eine Detektiv-Bande gründen und im Zelt übernachten. Es sind keine sensationellen Dinge, die im Möwenweg geschehen, sondern echte Kinder-Abenteuer. Die Spannung spielt eine untergeordnete Rolle, vielmehr geht es um die Beschreibung eines warmen und fröhlichen Lebensraums, in dem sich die Kinder wirklich entfalten können. Dabei ist die Welt im Möwenweg nicht völlig heil und es läuft durchaus nicht alles glatt, was die Bewohner jedoch souverän und gemeinsam bewältigen.

Die Illustrationen von Katrin Engelking erinnern bis in die Gestaltung der Mundpartien hinein an die Bullerbü-Bilder von Ilon vvikland, wirken natürlich etwas aktueller, aber insgesamt wohlvertraut.

Sprachlich ist das Buch überwiegend im Perfekt geschrieben wie ein Anfänger-Schulaufsatz, schließlich ist die Ich-Erzählerin ja erst acht Jahre alt.

Ein harmloses, rundum empfehlenswertes Kinderbuch für Sechs- bis Zehnjährige, das sich sowohl zum Vorlesen, zum Selberlesen und zum Immer-wiederlesen bestens eignet.

© Ulrike Schmoller
www.litterula.de