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Karen van Holst Pellekaan:
Hugo - Mein Ferkel und ich.

Urachhaus, 2007.
ISBN: 978-3-8251-7586-3
96 Seiten, EUR 11,90 (ab 9 J.)

Schweineschwänzchen können rechts herum oder links herum geringelt sein. Bei Traurigkeit können sie aber auch schlapp herabhängen. Glückliche Ferkel haben kräftig geringelte Schwänzchen und tragen Namen wie Rudi Rüssel, Wilbur, Babe oder in diesem Fall Hugo. Hugo ist eigentlich ein Mädchen und die beste Freundin von Lucia, die das herumirrende Schweinebaby auf einem Markt im Nachbardorf gerettet hat, heimlich unter ihrem Regenmantel und unter der Vorgabe schlimmen Bauchwehs. Das Versteck im Gartenhaus bleibt nicht lange verborgen, doch Lucias Vater reagiert verständnisvoll. Hugo wird auf der nahegelegenen Jugendfarm untergebracht, wo er ein paradiesisches Schweineleben inclusive Matschkuhle führen kann und von Lucia bei ihren täglichen Besuchen mit Schokoladenhagelbrot gefüttert wird. So weit so nett. Doch eines Tages macht Lucia eine Entdeckung, die sie nachhaltig erschüttert: in der leckeren Erbsensuppe, zu der sie ihre geliebte Nachbarin Frau Winkel einlädt, köchelt auf dem Herd eine Schweinshachse vor sich hin. Lucia ist entsetzt als ihr klar wird, dass Tiere sterben müssen, wenn sie selbst Schinken und Fleisch ist, und beschließt Vegetarierin zu werden. Als sie erfährt, dass die meisten Schweine in engen Ställen ohne Stroh gehalten werden, ist sie gänzlich empört, worauf sie dem Bürgermeister schreibt und ein großes Fest auf der Jugendfarm organisiert, um auf den Missstand aufmerksam zu machen. Als Geburtstagsgeschenk sucht sie sich einen Schweinejungen (mit hängendem Schwänzchen) aus einem Mastbetrieb aus, der dann wenig später mit Hugo eine glückliche Familie gründet.

Für Lucia ist der Einbruch der Realität in ihre Unbekümmertheit mit heftigen Gefühlen verbunden. Bei ihrem Vater, den sie zärtlich Papamutz nennt, weil er ihr auch die verstorbene Mutter ersetzt, hat sie einen starken Rückhalt. Die beiden sind ein eingespieltes Team, das sich mit Humor und Verständnis begegnet. Lucia darf ihre Verwirrung und ihren Zorn formulieren und findet ein offenes Ohr, worauf sie phantasievolle Einfälle entwickelt und diese, wiederum mit der Unterstützung ihres Vaters, unmittelbar in die Tat umsetzt. Dadurch kann sie durchaus etwas bewegen, wenngleich sie einsehen muss, dass sich das Problem nicht so einfach lösen läßt, auch wenn der Großbauer selbst eigentlich seine Tiere gerne anders halten würde. Damit geht das Buch über das Empfinden des Niedlichen hinaus, das ein Ferkel beim Auffressen der Geburtstagstorte auslöst, und bietet Kindern ab neun eine altersgemäße Anregung, wie sie die Dinge zum Besseren wenden können. Es gewinnt seine Qualität aus der positiven Vater-Tochter-Beziehung.

© by Ulrike Schmoller
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