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Andreas Steinhöfel:
Rico, Oskar und das Herzgebreche.

Carlsen, 2009.
ISBN: 978-3-551-55459-8
269 Seiten, EUR 12,90 (ab 10 J.)

Als Kinder konnten wir uns in dem Laden an der Ecke bunte Tütchen mit "Mondstaub" kaufen, einer Art Brausepulver, das im Mund mit kleinen Explosionen zerknallte. An dieses Gefühl erinnerte ich mich beim Lesen des zweiten Rico-Bandes, der wenige Wochen nach dem ersten einsetzt. Auch dieses Mal erfreut uns Oskar mit seinen schrägen Gedankengängen und seinen bildlichen Vorstellungen, mit denen er sich die Welt erklärt, die für ihn als "Tiefbegabten" einfach zu verwirrend und zu groß ist. Gemeinsam mit seinem Freund Oskar, der dieses Mal statt des Sturzhelms eine riesengroße Sonnenbrille trägt, muss er wieder einen schwierigen Fall lösen. "Herzgebreche" gibt es an allen Enden: der Bühl, den sich Rico eigentlich als Mann für seine Mutter wünscht, bekommt Besuch von einer schicken Champagnertussi, Jule streitet sich mit Mammoud, Oskars Mutter ist weggegangen, worauf sein Vater "Abstand" braucht, und Frau Dahling feiert ihre Scheidung. Viel Traurigkeit für zwei kleine Jungs, zumal Ricos Mutter immer seltsamer wird. Sie macht ihre Kreuzchen auf der Bingokarte ganz falsch und ist schon seit Wochen "wie ein schönes Lied, von dem man die Melodie vergessen hat". Rico und Oskar bekommen mit detektivischem Spürsinn und durch Beschatten heraus, was sie bedrückt. Mit Hilfe des alten Herrn van Scherten und seiner überaus nützlichen Allergie gegen Nüsschen bringen sie die Bösewichte zur Strecke.

Mit seinen außergewöhnlichen Metaphern, die sprachlich so wunderbar treffend aus der Reihen tanzen und seiner Berliner Ironie schafft Andreas Steinhöfel vom ersten Satz an dieses Mondstaubprickeln. Auch wenn die Zehnjährigen vielleicht noch nicht alle Anspielungen auf Ricos Karteikärtchen verstehen, vergnüglich sind sie in jedem Fall. Szenen wir der Besuch der Jungen in Herrn Fitzkes "Steinestall", in dem er Steine durch gezieltes Nebeneinanderlegen zu paaren versucht, sind unvergesslich. Und immer wieder bricht etwas Dunkles durch, das von den Kindern verstanden und bewältigt werden muss. Das Miteinander und die Hilfsbereitschaft leuchten hier zuverlässig hervor. Das muss man einfach gelesen haben.
© by Ulrike Schmoller
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