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Valèrie Dayre:
Miranda geht.

Carlsen, 2009.
ISBN: 978-3-551-55449-9
85 Seiten, EUR 12,90 (ab 10 J.)

Nachdem sie 2006 den Jugendliteraturpreis für "Lillis Leben eben" gewonnen hat, gibt es nun ein neues, ungewöhnliches Buch von ihr. Es handelt von den Geschwistern Claire und Alexander, die in einem kleinen Zirkus die dickste Frau der Welt und einige andere Freaks bestaunen gehen, die sich als konservierte Missgeburten entpuppen. Miranda ist in ihrem riesigen Tüllkleid jedoch real und sie spricht die Kinder an , wobei sie rasch erschöpft ist. Die Kinder bringen den Duft des offenen Meeres in ihr Leben, so erzählt sie, dass sie noch nie das Meer gesehen hat. Die Kinder sind bestürzt und empört, wütend und verunsichert zugleich. Am Abend schmieden sie einen Plan, wie sie Miranda entführen und an den Strand bringen können, wozu sie die Hilfe des etwas älteren Rocco benötigen. Nach einer Nacht auf dem Friedhof, in der Miranda ihren ersten Sonnenuntergang und -aufgang über dem Meer gesehen hat, fahren sie gemeinsam zu einer kleinen Felseninsel. Miranda schafft kaum die wenigen Meter am Strand entlang. Dennoch wünscht sie sich einen Walzertanz und einen Kuss von Rocco. Ihr Herz ist allerdings so schwach, dass sie plötzlich nicht mehr atmet. Der Suchtrupp ist schon unterwegs. Ob Miranda am Ende glücklich war?

Mit welchem Willen und welcher Leidenschaft Miranda ihr trauriges, bleiches Vegetieren beendet, mit welcher Anmut sie ihre lähmende Schwerkraft überwindet und ihre ersten eigenen Schritte tut, wie sie das erste Mal in ihrem Leben etwas aus eigenen Stücken tut und richtig lacht kommt einer Befreiung aus langer Gefangenschaft gleich. Die Kinder sind eigentlich noch zu jung, um die Folgen ihres Handelns zu überschauen, sie sind sowohl mit ihren Eindrücken wie mit ihrer Idee restlos überfordert. War es doch richtig, was sie gemacht haben?

© Ulrike Schmoller
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