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Margarethe Zorn:
Anna und Anton.

(Selbstverlag), 2009.
73 Seiten, EUR 12,90 (ab 6 J.)

In der Waldorfschule wird jeder Buchstabe mit einer Geschichte eingeführt. Die Kinder lernen nicht nur abstrakte Formen, sondern können sich innerlich tief mit den Lauten verbinden und sie sich so allmählich aneignen. Besonders schön ist es, wenn dieser Prozess in eine fortlaufende Geschichte eingebettet ist. Dem Erstklasslehrer obliegt die nicht ganz einfache Aufgabe, die Buchstaben mit passenden, lebendigen Erzählbildern zu verbinden sowie ein Tafelbild zu malen, aus dem sich der Buchstabe herauskristallisieren lässt. Diese schöpferische Tätigkeit muss immer wieder neu aufgenommen und auf die gegenwärtige Klasse abgestimmt werden und lässt sich nicht kopieren, weder von früheren Durchgängen noch von anderen Menschen. Es gibt aber schöne Buchstabengeschichten, von denen man sich gerne inspirieren lassen darf.

Die hier vorliegenden beispielhaften Buchstabengeschichten stammen aus der Arbeit der Grazer Waldorfschule und sind aus dem Unterricht heraus entstanden. Ansprechend fest gebunden, auf glänzendem Papier gedruckt und mit vielen Illustrationen versehen, kann man sie bei einer der Autorinnen (almazo@gmx.at) erwerben. Die Bilder sind mit Wachsfarben auf Aquarellpapier gemalt worden, dessen Struktur sichtbar durchscheint. Dadurch werden sie wunschgemäß leicht vage und so bleibt, auch durch die unkonkreten Gesichter, viel Raum für die eigenen Vorstellungen. Erst auf den zweiten oder dritten Blick findet man auch die in den Bildern versteckten Buchstaben.

Die Schrift ist klein und in Kleinbuchstaben gesetzt und somit zum Vorlesen geeignet. Doch die Sprüche, mit denen sich der jeweilige Laut besonders einprägt, lassen sich auch bald von den Erstklässlern in Großbuchstaben lesen. In den einzelnen Geschichten kommen die entsprechenden Laute gehäuft vor.

Die Rahmenhandlung: mit den alten Erzählern drohen auch die Geschichten für immer aus dem Dorf zu verschwinden. Damit sie aufgeschrieben werden können, ziehen die Kinder Anna und Anton los, um in aller Welt das Alphabet zusammen zu sammeln. Dabei hilft ihnen der Funkelstein, der ihnen den rechten Weg zeigt. Beherzt und gütig setzen die beiden ihre Gaben ein und kämpfen für das Gute. Sie kommen weit in der Welt herum und treffen unter anderem einen Drachen, eine Meerjungfrau, einen Bären, einen Mameluk und eine Schlange. Sie befreien erfolgreich die Königstochter und besiegen den Zauberer Zurrizus. Nach jedem Abenteuer können sie einen neuen Buchstaben in ihren Sack stecken und schließlich zu Hause alles niederschreiben.

Die Kinder werden diese märchenhaften, ganz unterschiedlichen Erlebnisse nur so in sich aufsaugen. Schön ist es, wenn sie das Gehörte später in dem gedruckten Büchlein wieder entdecken und selbst nachlesen können.

© Ulrike Schmoller
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