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Christa Ludwig:
Fluchtballon.

Freies Geistesleben, 2013.
ISBN: 978-3-7725-2494-3 |
165 Seiten, EUR 14,90 (ab 10 J.)

Jona beneidet seinen besten Freund Maxim sehr um seine Tiere, den Hund Thira, die Katze Mira und den Papagei Acki-Ocki, der durch seinen lustigen Sprachfehler auch Worte wie Papa und Katze mit o statt a sagt. Doch seit einigen Tagen merkt Jona, dass Maxim ganz verwirrt ist. Er ist auf einmal vergesslich, wird gemein zu Jona und hat sogar Tränen in den Augen. Bei einer selbst gemachten Portion Spaghetti-Eis verrät Maxim Jona den Grund: seine Eltern streiten sich über die Verwendung einer größeren Geldsumme. Sie beachten Maxim gar nicht mehr, und selbst als er sich so schminkt, dass er krank aussieht, schimpfen sie nur. Da kommt Maxim auf eine Idee: wenn sie so tun würden als ob er mit dem Ballon aus dem Schuppen wegfliegen würde, hätten sie bestimmt so große Angst um ihn, dass sie ihren Streit vergessen würden. Und er könnte in aller Ruhe mit Jona vom Baumhaus aus dabei zusehen. In dem Moment konnten die beiden Jungen noch nicht ahnen, wie dramatisch der Ballonflug werden würde. Die Sache mit der Sorge gelingt ihnen gründlich. Aus Ernst wird Spiel, aus Spiel wird Ernst.

Auf den ersten Blick meint man, ein Buch aus den sechziger Jahren in der Hand zu halten. Die Farben sind gedeckt und der Zweifarbdruck wirkt zeitentrückt. Linda Wolfsgruber hat mit den ihr eigenen Kratz- und Collage-Techniken künstlerisch anspruchsvolle Illustrationen geschaffen, die jedoch nicht unbedingt den aktuellen Vorlieben der Kinder entsprechen. Hoffentlich lassen sie sich trotzdem darauf ein, denn es ist ja gut, auch einmal etwas anderes zu sehen. Auch die Geschichte ist erst einmal nicht eingängig, doch dann nimmt sie rasch an Fahrt auf. Die Gefühle Maxims, sowohl seine Traurigkeit wie sein schlechtes Gewissen, seine Not und seine Verzweiflung arbeitet die Autorin auf kindgemäße Weise heraus, indem sie die Phantasieebene einbezieht. Dass am Ende alles so glatt aufgeht, lässt sich mit einem Augenzwinkern als Bild dafür verbuchen, dass die Welt nun wieder in Ordnung ist. Ein besonderes Kinderbuch, das aus dem Mainstream herausragt, melancholisch und dramatisch zugleich.

© by Ulrike Schmoller
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