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Hinter dem Bahnhof liegt das Meer Jutta Richter:
Hinter dem Bahnhof liegt das Meer

Carl Hanser Verlag, 2001.
96 Seiten, DM 20 (ab 9 J.)

"Träume sind wichtiger als Engel, Träume sind manchmal sogar wichtiger als Brot.", meint die "Königin vom Caracas" als ihr die ersten Zweifel kommen, ob es richtig war dem kleinen Neuner seinen Schutzengel abzukaufen. Der heimatlose Junge tauchte eines Abends zusammen mit Kosmos, dem Stadtstreicher, in ihrer Kneipe auf. Die beiden hatten den Traum, am Meer einen Imbissstand einzurichten und so ließ sich Neuner darauf ein, ihr das zu verkaufen was ihm am Wertvollsten ist: seinen Schutzengel. Doch damit verliert er nicht nur seine Zuversicht, sondern beinahe auch seinen Freund Kosmos, der mit dem Geld türmen will- und es dann doch nicht über's Herz bringt. Er übernimmt die Verantwortung für den Jungen und holt Hilfe als Neuner schwer krank wird. Die Königin, die sich früher selbst aus der Not herausarbeiten musste, erweist sich als einfühlsame Retterin, die mehr tut als nur den Schutzengel zurückzugeben.

Neuners Geschichte ist sehr traurig und doch zugleich voller Licht. Nachdem er sein Zuhause verloren hat, sorgt sein Schutzengel für ihn und sein Traum tritt an dessen Stelle. Kosmos und die Königin werden seine ganz weltlichen Freunde, die ihm aus Mitmenschlichkeit beistehen. Jutta Richter erzählt in diesem Buch von dem schwierigen Entwicklungsschritt, den alle Neunjährigen durchmachen: das Geistige trägt nicht mehr, die Kinder erleben sich als heimatlos und abgeschnitten, sowohl von ihrem Engel wie von ihrer Umwelt. Alles wird in Frage gestellt. Der Traum davon, was sie einmal werden wollen,kann sie durch diese Zeit tragen und ihnen helfen, auf der Welt den Himmel wiederzufinden in der menschlichen Wärme der Anderen. Jutta Richter hat hierfür die richtigen Bilder gefunden.

"Hinter dem Bahnhof liegt das Meer" ist kein heile-Welt-Buch, aber gerade dadurch kann es den Kindern, die das Paradies der Kindheit hinter sich lassen müssen, zum Trost werden. Dieses Buch mögen die Erwachsenen vorher lesen, um abschätzen zu können, ob ihr Kind es schon lesen sollte.


© Ulrike Schmoller
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