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Gips oder Wie ich an einem einzigen Tag die Welt reparierte

Anna Woltz:
Gips oder Wie ich an einem einzigen Tag die Welt reparierte.

Carlsen, 2016.
ISBN: 978-3-55155676-9
175 Seiten, EUR 10,99 (ab 10 J.)

Die Hin- und Her-Tasche, mit der sie von einer Wohnung zur anderen pendelt, ist ein gutes Bild dafür, wie sich die zwölfjährige Fitz fühlt, seit ihr ihre Eltern eröffnet haben, dass sie sich trennen werden. Mal ist sie so wütend, dass sie sich mit Permanentmarker „Mama soll sterben“ aufs Gesicht schreibt, dann ist sie traurig, weil sie weiß, dass sie sich „ohne einander verletzen“ werden. Ein Fahrradunfall, bei dem sich ihre kleine Schwester die Fingerkuppe abschneidet und ihr Vater einen Milzriss bekommt, vereint die Familie allerdings im Krankenhaus wieder. Dort lernt Fitz den drei Jahre älteren Adam kennen, dessen früh geborener Bruder auf der Kinderstation liegt, und Primula, die eine Herz-OP hatte und für ihre Entlassung das Nicht-Krank-Sein übt. Ob es den Dreien gelingen wird, die Pflegerin Yasmine und Doktor Gooier zusammen zu bringen und ob sich die Eltern von Fitz wieder vertragen, wenn sie deren Eheringe zusammengipst?

Fitz erzählt selbst, wie an diesem Tag alles schief geht und am Ende doch irgendwie wieder heil wird. So wie die Pfleger und Ärzte erfolgreich alles geben, um ihre Patienten zusammen zu flicken, kümmert sich Fitz auf ihre Art darum, ihre neuen Freunde und ihre Familie zu retten, wobei sie nicht nur für andere einen warmen Glanz um sich verströmt, sondern auch selbst einen neuen Blick auf die Welt bekommt, die ihr schließlich trotz ihrer Brüche liebenswert erscheint. Mit einer guten Portion Herz und Frechheit mischt sie den Krankenhausbetrieb auf und verliebt sich zum ersten Mal. Den Fake-Gips an ihrem Arm braucht sie am Ende nicht mehr. Die Autorin trifft genau den richtigen Ton zwischen Tragik und Leichtigkeit. Ein großartiges Buch für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren.

© by Ulrike Schmoller
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