LITTERULA - REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller

Mit gemischten Gefühlen machen sich die drei Geschwister Martha, Mikkel und Mats auf den Weg zu ihrer Großmutter an die See. Schließlich kennen sie sie gar nicht, weil ihre Eltern jahrelang keinen Kontakt zu ihr hatten. Ob sie wirklich eine Hexe ist? Sie wohnt auf einer nur per Boot erreichbaren Landzunge in einem alten Reetdachhaus, das von einem Blumenmeer umgeben ist. Es gibt dort kein Telefon, kein Fernsehen und kein WLAN, dafür aber Gänse und selbst gekochte Marmelade, die die Oma verkauft. Diese verteidigt ihr Idyll, wenn es sein muss, auch mit der Schrotflinte. Die Kinder fühlen sich bei ihrer resoluten Oma wohl, weil sie selbstverständlich als Mithelfer eingespannt werden und sich ernst genommen fühlen. Wenn Mikkel vergisst, die Eier einzusammeln, gibt es eben keine zum Abendbrot. Sie traut der zwölfjährigen Martha auch zu, das Boot alleine zu fahren als sie einen Hexenschuss hat. Als dann aber ein heftiges Gewitter über die Geschwister hereinbricht, muss Martha all ihren Mut zusammennehmen. Und wer hat dem Stoffhund von Mats den Kopf abgerissen und den Blumen die Köpfe abgeschlagen? Ob Martha und ihr Freund den Übeltäter in der Nacht stellen können?

Bei Oma Inge ist alles herrlich altertümlich und echt. Es gibt alte Bücher, die ihre Mutter als Kind gelesen hat und einen Schlafengel, der nachts auf die Kinder aufpasst, es werden aber auch Nacktschnecken zerhackt, Rehe verscheucht und Gänse geschlachtet. Über der Idylle schwebt die spannende Frage, warum die Oma den Kontakt zu den Eltern und den Dorfbewohnern abgebrochen hat, während sie in dem romantischen Küstenstädtchen überaus beliebt ist. Kirsten Boie versetzt sich wieder einmal sehr gut in ihre Figuren hinein, so dass ihre Gefühle und Gedanken ganz präsent sind. Sommerby, das ist das pure, wahre Leben, nach dem sich wohl jeder heimlich sehnt. Auch dieses Buch hat den unwiderstehlichen Kirsten-Boie-Zauber, der es zu einer Lesefreude für die ganze Familie macht.