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Frau Wolle und der Duft von Schokolade

Jutta Richter:
Frau Wolle und der Duft von Schokolade.

Hanser, 2018.
ISBN: 978-3446260528
144 Seiten, EUR 13.- (ab 9 J.)

Jutta Richter schreibt am Ende des Buches, dass sie die „Geschichten aus der Murkelei“ von Hans Fallada immer sehr geliebt hat, die ihr Vater jeden Sonntag vorlas oder weiterspann. Nun lässt sie die beiden Kinder Merle und Moritz ihrerseits in die Murkelei abtauchen. Alles beginnt damit, dass ihre alleinerziehende Mutter eine „Nachtfrau“ für die beiden sucht, die bei ihren Herzenskindern schläft, wenn sie selbst Nachtschicht hat. Nun kommt Gesine Wolkenstein, eine kühle, strenge „Gouvernante“ mit Stock, Handtasche, Strickjacke, wechselnder Augenfarbe und verführerischer Schokolade im Gepäck. Offenbar kann sie Gedanken lesen und weiß Sachen, die nur ihr Papa kennen kann, der abends aus dem Weltempfänger zu ihnen spricht. In der Nacht finden die Kinder hinter ihrer Zimmertür auf einmal den Eingang zur Murkelei. Dort wohnen die Spitzzahntrolle, der Waisenfuchs Silberträne und im Zimmer der verlorenen Lieblinge sammelt Frau Wolle verloren gegangenes Spielzeug. Es gibt dort allerdings auch eine Galerie mit versteinerten Kindern, die der Schokolade der Spitzzahntrolle nicht widerstehen konnten. Also nichts wie raus hier…

Leider endet dieser Band an der spannendsten Stelle mit dem Hinweis „Fortsetzung folgt“. Das wunderbar Altmodische der Geschichte wird von den radierungsartigen Illustrationen unterstrichen, auf denen Gesine Wolkenstein sehr eindringlich guckt und die Zähne der Trolle wirklich richtig spitz sind. In dieser (vom Weltempfänger einmal abgesehen) medienfreien Retro-Welt geht es um Phantasie, Heldenmut, die Sehnsucht nach dem Vater und das Entdecken einer märchenhaften nächtlichen Parallelwelt. Ein bisschen Grusel ist allerdings schon dabei, deshalb ist die Altersempfehlung 9 bis 11 Jahre genau passend. Das Buch ist eher etwas für ambitionierte Selbstleser oder eben gerade für solche Sonntagmorgenvorlesestunden geeignet, die Jutta Richters Ausgangspunkt waren.

© by Ulrike Schmoller
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