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Kilian Hattstein-Blumenthal:
Liebe, Krieg und Kommunikation.

Futurum, 2012.
ISBN: 978-3-85636-230-0
205 Seiten, EUR 18,90

Als Klassenlehrer und Theaterpädagoge an der Rudolf Steiner Schule Berlin kann der Autor aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen, an dem er uns Leser auch direkt teilhaben lässt. Nachdem er die aktuellen Veränderungen in der Eltern-Kind-Beziehung charakterisiert, die von Verunsicherung und ungesunder Symbiose geprägt sind, stellt er die Frage nach einer neuen spirituellen Motivation zur Erziehung. Dazu geht er auf drei große Themen genauer ein: die Zeugnisse, die Schultheaterarbeit und die Konfliktbewältigung. Hochinteressant ist der Versuch seiner Schule, auf jegliche Beurteilungen, also auch auf die Waldorftextzeugnisse zu verzichten und sie durch "Dialogzeugnisse" zu ersetzen, das heißt durch ein Gespräch zwischen Lehrer, Eltern und dem Schüler, das dessen persönliche und schulische Entwicklung beleuchtet. Dabei schildert er praxisnah, welche Bedingungen für ein Gelingen derartiger Gespräche gegeben sein müssen. Aus den Seminarbesprechungen von Rudolf Steiner heraus kann er belegen, dass dieser ursprünglich keine Zeugnisse wollte. Hattstein-Blumenthal vermittelt seinen Ansatz durchaus überzeugend und zur Diskussion anregend.

Das Theaterspiel sieht er als Ausprobieren von Anderswelten und als Anerkennungsprobe für die Persönlichkeit. Im gemeinsamen Agieren auf der Bühne kann eine soziale Skulptur entstehen. Wie eine Konfrontationskunst erlernt werden kann, konnte er bei der Durchführung Delphischer Spiele mit seiner fünften Klasse erleben, bei denen faire und klare Regeln galten und das Konkurrenzdenken in Bahnen gelenkt werden konnte. Vier Schritte führen in seinen Augen zu einer gesunden Lösung von Konflikten: es braucht eine gewisse Distanz, Mut zur tatsächlichen Konfrontation, Empathie mit dem Gegner, der sich ja seinerseits ebenfalls als Opfer fühlt, sowie den Willen zum Frieden. Seine Beispiele aus der Praxis unterfüttert er mit Bezügen zur griechischen Mythologie, aus deren Bildern und philosophischen Hintergründen er seine Theorien einprägsam ableitet. Seine Ideen sind es wert, gehört, bedacht und geprüft zu werden.

© by Ulrike Schmoller
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