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Ursula Habermehl:
Erziehung in Abwesenheit.

DUO-Verlag, 2013.
ISBN: 978-3981439311
95 Seiten, EUR 11,80

Zuerst einmal: lassen Sie sich von dem Cover nicht abschrecken. Die Fotos machen einen allzu angestaubten Eindruck und haben verwirrende Botschaften. Der Kasten unten links wirkt auf den ersten Blick wie der Warnhinweis auf einer Zigarettenpackung in Bezug auf die Fremdbetreuung. Der Inhalt ist besser und der Blick der Autorin umfassender. Es geht darum, wie Eltern eine gute Bindung zu ihren kleinen Kindern aufbauen können. Das beginnt beim Neugeborenen damit, ihm die uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu widmen ohne dass Medien oder Handy stören. Nur so können die Eltern die feinen Unterschiede in den Äußerungen ihres Säuglings einordnen lernen und durch ihre richtigen Reaktionen die Basis für umfassendes Vertrauen legen. So bildet sich langsam ein gesunder Rhythmus von Nähe und Ruhe. Das Entdecken und Aufrichten ergreift das Kind von sich aus mit Freude. Im Spiel werden Urgesten erprobt und in der Nachahmung entsteht sein Kohärenzgefühl, eine sichere Verbindung mit der Umwelt, die dann in der Trotzphase erneut auf die Probe gestellt wird. Bis zur Kindergartenreife, die leider nicht planmäßig mit drei Jahren eintritt, erlebt sich das Kleinkind noch als Mittelpunkt der Welt. Die Autorin schildert die Entwicklung des Malens und Spielens, damit man weiß, was tatsächlich altersgemäß ist. Sie ermutigt die Eltern, möglichst lange zu Hause zu bleiben, denn eine Trennung und eine große Gruppe bedeuten immer Stress für die Kinder. Ist eine Fremdbetreuung unumgänglich, lässt sich der Kummer durch die richtige Begleitung minimieren. Sanfte Übergänge durch Eltern-Kind-Gruppen, lange Eingewöhnungszeiten und verlässliche Absprachen sowie die absolute Präsenz beim Bringen und Abholen sind dabei ebenso wichtig wie gutes Personal. Zu Hause ist dann viel Ruhe angesagt.

Die Autorin vermittelt also Grundlagen der Waldorfpädagogik, gibt Alltagstips, bringt konkrete Beispiele und gibt ihre Erfahrungen weiter, so dass die Eltern ihre Kinder besser verstehen können. Über vieles, etwa die Blickrichtung des Kinderwagens, haben sie vielleicht noch nie nachgedacht. Von ihren Ausführungen profitieren alle "neugeborenen" Eltern bis ins Kindergartenalter hinein und vor allem natürlich bei der Entscheidung für eine Betreuungsform. Das Buch ist so geschrieben, dass es auch müde Eltern gerne lesen.

© by Ulrike Schmoller
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