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Felicitas Römer:
Ausgeflogen.

Patmos, 2012.
ISBN: 978-3-8436-0147-4
171 Seiten, EUR 14,90

Viele Jahre lang wurde man gebraucht, und es war immer Trubel im Haus. Auch wenn die Ausbildungsphase heutzutage immer länger dauert, kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo das jüngste Kind auszieht - oder man den Nachwuchs nachdrücklich aus dem Hotel Mama hinauswerfen muss. Über den neu gewonnenen Freiraum kann man sich freuen, aber in der Stille stellen sich doch auf einmal auch unangenehme Gefühle ein: Trauer, Leere, Unsicherheit, Abschiedsschmerz, die Realität des eigenen Alterns, all das kann einen plötzlich mit Wucht in ein großes Loch werfen. Felicitas Römer ermutigt dazu, sich auf dieses Abenteuer einzulassen und sich der Krise zu stellen, denn all diese Emotionen darf man haben. Sie hilft bei der Analyse der Situation mit Hilfe von Checklisten und Fragebögen und vor allem mit tief gehenden Schilderungen dieser Lebenslage. Wie geht es anderen damit? Wie kann die Beziehung zu den erwachsenen Kindern im rechten Verhältnis von Nähe und Distanz gepflegt werden? Wie kann man tolerieren, wenn der Sprössling bei der Berufs- und Partnerwahl einen Weg einschlägt, der den Vorstellungen der Eltern gänzlich widerspricht? Wie lässt sich die Ehe wiederbeleben oder die Großelternrolle ergreifen? Mit Hilfe dieses Buches kann man manches klarer sehen und angehen, wobei es durchaus ans Eingemachte geht. Aber es vermittelt auch die Gewissheit, dass am Ende dieser Umstrukturierungsphase eine andere, neue Zeit beginnt. Tendenziell wendet sich Frau Römer, die übrigens systemische Familienberaterin ist, öfter an die Mütter als an die Väter. Ein sehr hilfreiches Buch, das Verständnis und Unterstützung bietet, wenn man im leeren Nest auf sich selbst zurückgeworfen wird.

© by Ulrike Schmoller
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