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Ulrich Meier (Hrsg.):
Christentum in Entwicklung.

Urachhaus, 2013.
ISBN: 978-8251-7849-9
358 Seiten, EUR 18,90

"Akzente christlicher Erneuerung" hieß die Vorlesungsreihe, die dieser Sammlung zugrunde liegt. Die ReferentInnen, die damals öffentlich am Hamburger Priesterseminar der Christengemeinschaft sprachen, stammen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Wissenschaft, so dass schließlich viele Perspektiven nebeneinander stehen, die jeweils vom Erfahrungsgebiet der Vortragenden geprägt sind.

Zu Beginn spricht Tom Tritschel davon, dass der Mensch durch den Christusimpuls selbst zum Schöpfer wird und die Auferstehungskräfte in sich trägt. Wolfgang Schad beleuchtet die Evolution in Bezug auf das Christentum und stellt die Frage, wie wir heute zu einer erfüllten Gegenwart finden. Tom Ravetz beschäftigt sich damit, ob Jesus Christus Gott oder Mensch war und was das für die persönliche Glaubensbeziehung bedeutet. Ruth Ewertowski diskutiert anhand des Erdbebens von Chili, Hiobs und Fukushima, ob das Böse gottgewollt ist und wie sich das religiöse Denken in unserer materialistischen Zeit wandeln kann. Besonders interressant fand ich den Beitrag der Theologieprofessorin Sabine Bobert, die anhand von neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zeigt, welche Heilkräfte im Glauben liegen. Gedanken setzen Kräfte frei, die die Seele und sogar den Leib umgestalten können, wenn sie konzentriert gesteuert werden. Durch die Neuroplastizität können Meditation, Achtsamkeitsübungen oder Gebet zu einer hohen Präsenz und Handlungsfähigkeit im Hier und Jetzt führen. Norbert Schaaf spricht davon, wie durch den "christusbildenden Blick" ein Altarbild zum Inbild werden kann. Jörg Ewertowski betrachtet Steiner im Kontext seiner Zeit. Volker Harlan schildert bildhaft, wie der Mensch durch das Wasser zu einer neuen Lebendigkeit finden kann. Adriaan Bekman weist darauf hin, wie in menschlichen Organisationen, im Gegensatz zur göttlichen Schöpfung, der Sinn immer wieder neu gesucht werden muss. Matthias Wais schreibt über die religiösen Bedürfnisse Jugendlicher und wo sie ihre Kultorte finden. Milan Horak fasst die Geschichte des Islam zusammen, Tom Ravetz fragt nach der Theodizee im Zusammenhang mit Auschwitz und Wolfgang Held geht mit Hilfe der Quantenphysik darauf ein, wie eine neue Beziehung zur Erde im Kosmos gefunden werden kann. Der Herausgeber Ulrich Meier rundet die Reihe damit ab, dass er über die Wiederkunft Christi im Ätherischen schreibt, und schließt damit, dass viele Zugangswege nebeneinander bestehen können.

Dadurch dass jeder Vortragende ein Experte in seinem Fachbereich ist, kreisen die Vorlesungen das Thema der christlichen Erneuerung vom Umkreis her und mit relativ hohem Niveau ein. Das verlangt Vertiefung und ausführliche Beschäftigung, ist aber zugleich so breit gefächert, dass jeder sein Lieblingsgebiet und seinen bevorzugten Stil finden kann. Zahlreiche wesentliche Fragen werden beim Lesen beantwortet und mindestens genau so viele tun sich auf - ein gutes Zeichen.

© by Ulrike Schmoller
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