LITTERULA REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller www.litterula.de

Wenn wir durch die Stadt oder die Natur laufen, sind überall Farben, die wir meist gar nicht bewusst wahrnehmen. Welche Farben sind eigentlich zu sehen und was für Abstufungen haben sie? Was für ein Zusammenspiel ergibt sich da? Von einem Kunstwerk fühlen wir uns spontan angezogen oder es stößt uns eher ab. Was geschieht da und welche Bedeutung steckt dahinter? Es lohnt sich, sich einmal intensiv auf eine bewusste Begegnung mit dem Phänomen Farbe einzulassen. Die Autoren dieses Buches bieten dazu eine Art Sehschule an, einen Üb- und Erlebnisweg, der neugierig machen, den unverstellten Blick und das gewissenhafte Hinsehen fördern und so zu einem verantwortungsbewussten Gestalten führen kann. Anhand zweier Bilder von Rubens und Corinth, die sich seitlich ausklappen lassen, zeigen sie wie die Farben wirken und warum sie gerade so eingesetzt wurden. Dadurch dass sie herausgefiltert, isoliert, neu zusammengestellt, durch eine Lochmaske betrachtet oder die Bilder auf den Kopf gestellt werden, ergeben sich ganz neue Aspekte. Die Analyse erfolgt auch mit einem Farbfächer, mit Farbenplättchen und aufgrund verschiedener Farbkreismodelle, wobei die moderne Drucktechnik ebenso berücksichtigt wird wie die natürlichen Pigmente. Anhand von Nachbildern lassen sich die Gegenfarben des Goetheschen Farbkreises und die Simultankontraste direkt nachempfinden. Die Wirkungen der Einzelfarben werden zusammengefasst und die Farbe Rot exemplarisch in allen Nuancen vorgestellt. Fotosammlungen zu bestimmten Farbklängen, Naturbeobachtungen und Anwendungsbeispiele aus der Architektur zeigen, wie gegenwärtig Farben sind und wie viel sich auch am Unspektakulären entdecken lässt. Immer wieder geben die Autoren Anstöße zu Übungen, zum genauen Hinsehen und zum aktiven Sammeln von Eindrücken. Ob man sich nur im Schauen übt oder selbst zum Pinsel greift - die bis ins Feinste herausgearbeiteten Analysen sind ein Gewinn für jeden, der sich mit Farben näher beschäftigen will, vom Oberstufenschüler, Kunststudenten, aktiven Künstler und Gestalter bis zum interessierten Ausstellungsbesucher.