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Cecilia Samartin:
Mofongo.

Urachhaus, 2013.
ISBN: 978-3-8251-7848-2
415 Seiten, EUR 22,90

Wie gerne würde Sebastian mit den anderen Kindern Fußball spielen, aber das darf er nicht, denn er hat einen schweren Herzfehler. Doch dadurch, dass er mit dem Tod getanzt hat, bemerkt er mehr als seine Mitmenschen. Mit der Unterstützung der Bettnachbarin seiner im Koma liegenden Großmutter traut sich Sebastian, endlich einmal klar seine Meinung zu sagen, und auch seine "Abuela" ist nach dem Aufwachen auf einmal anders als gewohnt. Bestimmt und dezidiert tut sie von nun an das, was sie selbst möchte, zum Beispiel echte Kerzen anzünden und sich die Haare knallrot färben. Sie besteht darauf selbst zu kochen und damit eröffnet sich auch für Sebastian ein ganzes Universum. Gemeinsam probieren sie die traditionellen Rezepte aus Lolas Heimat Puerto Rico aus. Die köstlichen Düfte locken alsbald die ganze Familie herein, die beim Speisen neugierig den Geschichten aus der Kindheit der Großmutter lauscht. Ganz allmählich verblassen die Vorbehalte und Streitigkeiten zwischen den Familienmitgliedern. Sebastian blüht indessen auf. Er beginnt nicht nur körperlich zu wachsen, sondern lernt auch, sich gegen seinen Peiniger zu wehren und wird zu einem beliebten Klassenkameraden. Aber wer ist die schwarzhaarige Dame nun wirklich?

Mit einer großen Sinnesfreude stürzen sich Sebastian und Lola in ihr neu entdecktes Leben. Als Leser darf man sozusagen den Köchen über die Schulter schauen, den Probierlöffel schnappen und praktisch mit am Küchentisch sitzen (die Rezepte sind übrigens zum Nachkochen im Anhang abgedruckt). Die beiden erobern sich ihre Welt mit Eigensinn, Entschlossenheit und Ehrlichkeit. Da kommt manches Unangenehme zur Sprache, es wird gestritten und verziehen und wie man so schön sagt: aus Reibung entsteht Wärme. Diesen Familienroman sieht man beim Lesen nicht nur wie einen Film vor sich, sondern man kann die Szenen auch riechen und schmecken. Und manchmal klopft einem das Herz wie bei Sebastian.

© by Ulrike Schmoller
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