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Die ehrliche Betrügerin

Tove Jansson:
Die ehrliche Betrügerin.

Urachhaus, 2015.
ISBN: 978-3-8251-7889-5
173 Seiten, EUR 18,99

Katri hat gelbe Wolfsaugen und kann gut rechnen. Sie sagt direkt ihre Meinung und lächelt nie. Obwohl sie den Dorfbewohnern fremd ist, schätzen diese doch ihre scharfblickenden und gerechten Ratschläge. Ihren nun fünfzehnjährigen Bruder Mats hat sie die letzten neun Jahre lang allein aufgezogen. Katri entwickelt einen Plan, wie sie das Geld zusammenbekommen kann, damit sie ihm ein Boot schenken kann. Dazu nähert sie sich der reichen Kinderbuchillustratorin Anna Aemelin an, die detaillierte Waldbodenbilder mit geblümten Kaninchen malt. Gerade mit ihrer fehlenden Liebenswürdigkeit gewinnt sie das Vertrauen Annas und zieht schon bald mit Mats ins „Kaninchenhaus“ ein. Katri und Anna umspielen sich in einer Mischung aus respektvoller Symbiose und sublimer Beeinflussung. Während Katri die Geschäftskorrespondenz Annas in die Hand nimmt und dabei allerlei Übervorteilungen entdeckt, die sie für ihre Zwecke nutzt, verzieht Anna Katris Hund, so dass er verwildert. Wird die Sache mit dem Schiff klappen? Am Ende muss Katri doch noch einmal lügen. Tove Jansson spannt hier zwei gänzlich verschiedene Charaktere zusammen. Die kompromisslose Katri und die gutmütige, wachsweiche Anna, die sich vor Leber und Hunden fürchtet, sind ungleiche Gegner. Katri nutzt Anna indes nicht aus, sondern lenkt nur die Überschüsse geschickt um. Sie handelt tatsächlich korrekt und verschafft damit Mats seine Freiheit und Anna den Mut, endlich die geblümten Kaninchen wegzulassen. Tove Jansson schreibt ohne jegliches Pathos und reich an Metaphern. Ein ganz besonderes Buch!

© by Ulrike Schmoller
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