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Johanna Zinke:
Luftlautformen.

Freies Geistesleben, 2003.
ISBN: 3-7725-1856-7
160 Seiten, EUR 40.-

Was macht diese Aufnahmen so unglaublich faszinierend? Zuerst möchte man kaum glauben, was hier für das Auge sichtbar wird: Sprache, Laute, Vokale und Konsonanten wie wir sie unentwegt benutzen. Der langjährigen Forschungsarbeit von Johanna Zinke und der geduldigen Aufarbeitung durch die Herausgeber ist es zu verdanken, dass - nun inzwischen schon in zweiter Auflage - diese hochwertigen Reproduktionen vorliegen.
Verschiedene Herangehensweisen halfen bei der Enthüllung der Lautformen: Kälte, Rauch, die Schlierenmethode oder das Interferometer. Erstaunlicherweise entstanden unabhängig von der Technik jeweils charakteristische Figuren für jeden Laut, die reproduzierbare Gesetzmäßigkeiten erkennen ließen. Lediglich in der Formkraft und in der seelischen Färbung ergeben sich Unterschiede. Johanna Zinke fügte ihrem Alphabet sogar Zeichnungen bei, aus denen die Luftverwirbelungen genau abgelesen werden können. Hier zeigt sich ihr gründliches wissenschaftliches Arbeiten.
Wie sehr der ganze Mensch von der Sprache ergriffen wird, konnte auch Armin Husemann im Blut der Leistengegend mit Doppler-Ultraschall nachweisen und es mit beeindruckenden Bildern belegen. Daraus wird ersichtlich welch tiefgreifende Wirkung Eurythmie und Sprachgestaltung auf den Menschen haben, aber auch wie verheerend der dramatisch zunehmende Sprachverfall wirkt, auf den Rainer Patzlaff aufmerksam macht. Dieses Buch kann helfen ein neues Bewusstsein für die Qualität der Sprache zu schaffen, denn "alles, was wir aussprechen, zeichnet in die Luft hinein eine gewisse Form" (R. St., 1924).
Für Menschen, die mit Sprache arbeiten, ist dieses Buch unverzichtbar, doch auch dem Laien öffnet es eine neue Welt und lädt zu unendlichem Staunen ein.


© by Ulrike Schmoller
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