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Urs-Beat Fringeli:
Zeiten der Kraft.

Amthor, 2005.
ISBN: 3-934104-20-7
160 Seiten, EUR 16,80

Es ist befremdend und schwer nachvollziehbar, wenn in unserer Zeit ein katholischer Priester seines Amtes enthoben wird, weil er auf dem Kirchentag ein ökumenisches Abendmahl gefeiert hat. Hat all das Bemühen um Dialog zwischen den großen Kirchen so wenig Frucht gebracht? Sollten sich nicht vielmehr alle Konfessionen angesichts des sinkenden Zulaufs zusammentun und gemeinsam den Kampf gegen das immer materialistischer werdende Weltbild aufnehmen?

Mit diesem Hintergrund gelesen leistet das vorliegende Buch etwas Großartiges: Fringeli verbindet als katholischer Priester und Theologe die dort verbindliche Dogmatik mit Erkenntnissen der Anthroposophie! Dieser Spagat gelingt ihm erstaunlich gut und dadurch dass er in der Sprache der Katholiken schreibt macht er diese geneigt, den einen oder anderen ungewohnten Gedanken anzuhören und anzudenken. Dazu gehört die Anerkennung der geistigen Welt im weitesten Sinne als nicht sichtbare Wirklichkeit, die alle Materie, Natur und Mensch durchdringt und die vor allem im Kultus spürbar wird. Elementarwesen, Engel, die spirituelle Wirksamkeit der Gedanken, das "Christus in uns" und die Unsterblichkeit des höheren Ichs sind geistige Realitäten für ihn, die Wandlung ein tatsächlicher Vorgang. So wird das Sakrament immer wieder neu zum heilenden, kraftspendenden Geschehen, zur Berührung Gottes, die den Menschen seinem eigenen Wesen näherbringt.

Anhand der großen Feste, aber auch der wiederentdeckten Johanni und Michaeli, möchte er den Lesern zeigen, welche Kraftquellen im Jahreslauf stecken, wenn man bereit ist zur Einkehr und zum Nachdenken über den Sinn der Feiertage. Sein Ton hat dabei etwas von einer Predigt, er trägt seelsorgerliche Elemente und Lebenshilfe in sich, moralische Appelle und Lehrsätze. Die Fülle an geübten Formulierungen fordert ein intensives Lesen, damit einem die Sätze nicht wie theologische Allgemeinplätze vorkommen, sondern ihre meditative Dichte entfalten können. Über die einzelnen Sätze läßt sich lange nachdenken und jeder kann sich das herauspicken, was ihm gerade wichtig ist. Mit zahlreichen Abbildungen, die leider nicht farbig sein können, und Bildbeschreibungen illustriert Fringeli seine Ausführungen.

Sein Gottesbild ist personifizierter als das der Christengemeinschaft, sein Hintergrund ein anderer - gerade darin geschieht Annäherung, Aufwachen und Begegnung, auch von unserer Seite aus.


© by Ulrike Schmoller
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